Sieh mal, wie das riecht!

Kommunikation bedeutet, einander die innere und äußere Welt zu beschreiben und damit in Verbindung zu treten. Geschichten schreiben wir in Buchstaben, Lieder in Noten. Wie (be)-schreiben wir den Duft einer Blüte, das Aroma einer Speise oder gar das Geruchserlebnis eines Ortes?

Mit dem Zeichensystem für olfaktorische Sinneseindrücke „olfatype“ betritt eine bahnbrechende Erfindung die Bühne, entwickelt von der Darmstädter Designerin und Kommunikationsexspertin Ingeborg Scheer. Die Entwicklung von Olfatype basiert auf Erkenntnissen der Hirnforschung wie der Formenlehre.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - das gilt auch für Olfatype. Das Zeichensystem basiert auf den Grundformen Kreis, Quadrat, Dreieck, Spirale und Stern. Diese werden nachweislich von allen Menschen auf diesem Planeten, unabhängig von Herkunft, Sprache oder Kultur, emotional in gleicher Weise übersetzt und damit verstanden. Olfatype setzt also nicht nur dort an, wo bei der Beschreibung der Geruchswahrnehmungen die Worte fehlen - es kommt auch ohne Worte aus und ist damit international einsetzbar.

Die Systematik bezieht sich prinzipiell auf den bei Parfumeuren und Aromastoffherstellern gebräuchlichen Duftkreis. Olfatype geht aber in der Breite wie Tiefe der Darstellungsmöglichkeiten von olfaktorischen Wahrnehmungen weit darüber hinaus. Es gibt weitere Systeme wie Aromenkreise für Weine, die ebenfalls einen interessanten Bezug liefern. Hier ist noch Entwicklungsbedarf und die Kompetenz von Fachleuten gefordert – jeder Kontakt ist willkommen!

Die Erfinderin

Kurzportrait

Ingeborg Scheer, Jahrgang 1965, lebt und arbeitet seit mehr als 20 Jahren in Darmstadt. Hier absolvierte sie ihr Studium für Kommunikationsdesign an der FHD. Vor drei Jahren beschloss sie, sich auch zur PR-Beraterin zu qualifizieren. Seit 1996 ist sie zudem in der Erwachsenenbildung tätig.

Heute leitet Scheer die Agentur dasign, die sie vor zehn Jahren als Konzeptagentur für Kommunikation und Medien gründete. Diese bedient regionale Mittelständler, Non-Profti-Unternehmen bis hin zu Weltkonzernen aus einer Vielfalt unterschiedlicher Branchen.

Im Vordergrund des Wirkens steht das Thema „Identität gestalten“ für Unternehmen und Marken. Dahinter steht ein umfangreiches Leistungsspektrum, Ideenreichtum – und viele kluge Köpfe.

Die Grundzüge der Duftschrift entwickelte die vielseitige Kreative bereits in 1991 als Abschlussarbeit ihres Design-Diploms. „Ich wollte diese geniale Erfindung schon immer mit Wissenschaft und Wirtschaft verbinden“ berichtet sie „aber meine berufliche Entwicklung war zunächst wichtiger.“

Jetzt ist die Zeit jedenfalls reif, diverse interessante Projekte sind in Planung. Wir dürfen gespannt sein!

Die Idee

Geruchswahrnehmungen systematisch codieren - aber wie?

Viele Künstler haben Werke zu Düften entworfen. Es gibt Bilder, Skulpturen, fotografische Umsetzungen, Animationen. Bei dem Großteil dieser Werke geht es um um mehr als den Versuch einer reinen Übersetzungsleistung von Nase zu Auge. Thema ist häufig auch Image oder Produktcharakter des zu "übersetzenden" Gegenstands (wie beispielsweise ein Parfum oder einen Wein), also eine Gesamtbotschaft, die weit über die Wiedergabe einer olfaktorischen Wahrnehmung hinausgeht.

Ähnlich hatte Scheer mit der Entwicklung der Olfatypes begonnen - mit einem freien grafischen Projekt. Es beinhaltete eine Umsetzung von Düften in Farben und abstrakten Formenkompositionen. Dazu wurde eine Fotoserie erstellt, die mit drei Bildserien zu drei Duftkompositionen arbeitete. Ziel: Gestaltung einer charakterisierenden Verpackung für ebendiese Düfte.

BILD BILD BILD

Die Fotoserien waren zwar schön anzusehen und fanden Anklang, auch die daraus erstellten Verpackungen waren attraktiv. Das Ergebnis taugte aber als Übersetzung der Duftkompositionen so ganz und gar nicht.

Warum versagte die Farbathmosphären-Prozedur, und wie könnte eine funktionierende Übersetzung aussehen? Das war die große Herausforderung!

Um einen Schlüsselcode für Wahrnehmungsphänomene entwickeln zu können, war es notwendig, sich mit diesen auseinanderzusetzen. Erkenntnisse aus der Hirnforschung führten dabei zur Initialzündung. Gerüche rufen Bilder in uns hervor, Erinnerungen, unmittelbarer als es alle anderen Sinneseindrücke tun. Das scheint damit zusammenzuhängen, daß das ”Riechhirn“ direkt in das ”Erinnerungszentrum“ übergeht und umgekehrt. Da Prozesse oft umkehrbar sind, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß visuelle Botschaften über das Erinnerungsvermögen Geruchseindrücke - bzw. Geruchserinnerungen auslösen können. Beispiel: Hamburgerbraterei-Werbeplakate lösen Speichelfluss und vermehrte Bildung von Pepsin im Magen aus – vorausgesetzt, der Rezipient erinnert sich an den Geruch und Geschmack von Hamburgern (und Geschmack ist größtenteils Geruch, bis auf die Zungengrundeindrücke süß, sauer, bitter, salzig). Wer sich also sabbernd vor einem Hamburgerbratereiwerbeplakat wiederfindet, braucht nicht unsicher zu werden. Es war bloß wieder dieser Geruchsinn, der einen im Rückwärtsgang erwischt hat. Locker und natürlich bleiben, schlucken und ab zur nächsten Hamburgerbraterei. Nicht rennen.

Wichtige Hinweise zur Visualisierung gab die Fachliteratur (Ingrid Riedels Werke "Farben" und "Formen"). Der erste Schritt war zu prüfen, welche Wirkungen Farben und Formen, bezogen auf olfaktorische Wahrnehmungen, auf uns haben, welche Botschaften sie transportieren können und welche nicht. Hierzu wurde ein Test mit 35 Personen durchgeführt. Diese mussten beschreiben, welche Gerüche sie spontan mit a) bestimmten Farben und b) den Grundzeichen Kreis, Quadrat, Dreieck, Spirale, Kreuz verknüpfen würden.

Das Ergebnis: Bei Farben gab es kaum übereinstimmende Begriffe (Gelb beispielsweise wurde mit Zitrone, süß Gummiregenmantel oder Banane in Verbindung gebracht - völlig unterschiedliche Gerüche!). Es schien, dass hier vor allem die Erinnerungen an Dinge mit entsprechender Farbe zur gewählten Verküpfung führten.

Bei Formen hingegen waren die Beschreibungen deutlich übereinstimmend - im Schnitt zu mehr als 60 %!

Damit war klar: Der richtige Weg ist eine Codierung in ein Zeichensystem.

Validierung

Mehr zum Validierungstest erfahren Sie gerne auf Anfrage unter kontakt@olfatype.de

Ein Online-Test ist in Entwicklung und wird vorraussichtlich Ende 2007 hier verfügbar sein.